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Krispel, Südoststeiermark, Österreich – B1 „Basalt“ trocken 2017

Krispel, Südoststeiermark, Österreich - B1 "Basalt" trocken 2017
Krispel, Südoststeiermark, Österreich - B1 "Basalt" trocken 2017
Wollschwein-Spezialitäten in der Vinothek
Wollschwein-Spezialitäten in der Vinothek

Krispels Genussgut in Hof bei Straden – weit weg vom weintouristischen Zentrum in der Südsteiermark – ist mehr als ein Weingut. Der Besucher kann dort hervoragend essen und trinken, über Nacht bleiben und Leckereien vom eigenen Wollschwein erwerben. Ziemlich stark, was Krispels dort aufgebaut haben und definitiv eine Empfehlung dort einzukehren, wenn man in der Region ist.

Knappe 800km entfernt bleibt nur der Weingenuss.

Der B1 ist so etwas wie der Signature-Wein des Hauses. Er besteht aus Grauburgunder, Weißburgunder und Sauvignon Blanc und zeichnet sich durch drei Besonderheiten aus, die mein Interesse geweckt haben:

  1. Der Wein wurde spontan im großen Holzfass auf der Maische vergoren, es ist also ein Orange-Wein
  2. Der Wein lagerte anschließend für 24 Monate in Basalttrögen
  3. Schließlich bekam der Wein noch weitere 60 Monate Zeit im großen Holzfass, bevor er abgefüllt wurde.
Abendlicher Blick von Hof in Richtung Straden
Abendlicher Blick von Hof in Richtung Straden

In der Kombination dürfte das ein ziemlich einzigartiger Wein sein.

Einzigartig ist sicher zunächst der Basalttrog. Steinfässer aus Granit sind etwas häufiger (siehe hier ein spannendes Beispiel: Neues aus Franken: Silvaner aus dem Granitfass – schmeckt man den Unterschied?). Einen weiteren Wein, der in Basalt reift, kenne ich allerdings nicht.

Die Reifung in solchen Steingebinden zeugt vor allem von der Experimentierfreude des Winzers. Im Falle Krispel ist es ein kleines bisschen mehr. Die Trauben kommen aus den Rebanlagen in der Lage Neusetzberg, wo verwitterter Basalt und Kalk die Böden prägen. In dem Material, auf dem die Trauben wachsen, darf der Wein also reifen.

Zudem gibt es schon längere Zeit noch eine weitere Verwendung von (kleineren) Basalttrögen im Hause Krispel. Der Speck der Wollschweine reift dort zu hervorragendem Lardo heran.

Ebenfalls ziemlich einzigartig ist, dass der Wein dann nochmal 60 Monate im großen Holzfass reift, bevor er in Flaschen abgefüllt wird. Das heißt, dass die Abfüllung erst nach insgesamt sieben Jahren stattgefunden hat. Ähnlich lang gelagerte Weine habe ich bisher nur von Salwey (siehe hier: Salwey, Baden – Sieben Winter trocken 2016) und von Dr. Loosen (über 20 Jahre) getrunken.

Ein langes Fasslager ist dabei, anders als das Steinfass, keine neumodische Erfindung. Vor hundert und mehr Jahren war ein längeres Fasslager durchaus üblich, schon allein deshalb, weil damals die Flaschenabfüllung eher selten war.

Das Ergebnis dieser besonderen Weinherstellung ist auf jeden Fall hervorragend:

Intensiv würzige Nase mit überreifen gelben Früchten aber auch grüner Stachelbeere und viel frischen grünen Kräutern. Dazu Leder, etwas Vanille, erdige Noten, und warmer nasser Stein.

Im Mund dicht mit einem ultra feinen Tanningerüst, dass – fast wie Kohlensäure – ganz leicht am Gaumen prickelt. Erst nachdem die Zunge die Struktur erfasst hat, folgt eine schöne frische Säure und eine reife, süße, gelbe Frucht. Dazu Orangenschale, eine tiefe, dunkle Würze und eine steinige Mineralität. Zudem tabakige Noten und etwas süße marokkanische Minze.

Langer, klarer, schöner Abgang.

In Erinnerung bleibt das extrem feine aber dichte Gerüst und die schöne Frische bei moderaten 12,5% Alkohol. Ein herausragender, komplexer Wein.

ca. 57 EUR / PGV angemessen

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