Wein vom oft übersehenen vierten fränkischen geologischen Bodentyp – Was essen wir dazu?
Hinweis: Die Weine im Artikel hat mir der Winzer kostenfrei überlassen.

Weinfranken, das ist von West nach Ost: Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Die fränkische Trias. Aber nein, ganz im Westen, rebellisch wie quasi Asterix‘ gallisches Dorf, wachsen die Reben in Alzenau auf Gneis und Glimmerschiefer.
Ein Platzhirsch der Alzenauer Weinregion war lange Jahre das Weingut Heilmann in Michelbach, wo Armin Heilmann aus seinen Parzellen im beeindruckenden, denkmalgeschützten Michelbacher Apostelgarten hervorragende und preisgekrönte Weine gekeltert hat.
Mit dem Weingut sind wir insbesondere deshalb sehr verbunden, weil Armin und Maria Heilmann uns vor Jahren auf einer Radtourrast das erste Mal zeigten, dass deutscher Wein mehr ist, als sauer. Aber das ist eine andere Geschichte.
Vor einigen Jahren setzen sich Armin und Maria zur Ruhe und verkauften das Weingut, was eine große Lücke in Michelbach hinterlassen hat.
Ganz lassen kann Armin das Weinmachen aber nicht und hat Parzellen behalten, wo er heute mit Freunden noch Riesling und Weißburgunder produziert und bei einem befreundeten Winzer ausbaut.
Mit dem Riesling schließt sich dann der Kreis wieder zum Terroir. Während einhellige Meinung ist, dass Kalk und Silvaner besonders gut zusammenpassen, ist Gneis und Glimmerschiefer ein guter Partner für Riesling. Die Böden ähneln nämlich den Böden im Rheingau, schließlich kann man vom Michelbacher Apostelgarten auch schon die Skyline Frankfurts sehen, dem östlichsten Weindorf des Rheingaus.
Riesling als Essensbegleiter, keine ganz leichte Aufgabe

Armin und Maria haben mir drei Rieslinge unterschiedlicher Jahrgänge und einen Weißburgunder zugeschickt und mir die Aufgabe gestellt, auch etwas Leckeres zu den Weinen zu kochen.
Die Herausforderung konnte ich schon aus der Erinnerung schöner Nachmittage in der Häcke des ehemaligen Weinguts nicht ablehnen.
Ganz einfach ist das nicht, denn gerade trockener Riesling ist aus meiner Sicht ein zickiger Speisenbegleiter. Die typische Säure und Frucht brauchen hier entweder einen Gegenspieler, zum Beispiel etwas, was auch mit Süße und Säure (Essig, Zitrone) spielt, oder etwas, was sie eher mäßigt durch Sahne oder anderes vollmundiges Fett. Wird das Essen zu „umamig“, zu „gebraten“, zu explizit würzig, wird es schwierig.
Super zu großen trockenen Rieslingen ist aber auf jeden Fall eine schöne deftige Brotzeit mit Blutwurst, Leberwurst, Presskopp, wie in der Häcke eben. Der trockene Riesling von Armins Rieslingaposteln aus dem Apostelgarten im Apostelgarten an einem Sommerabend zu einem deftigen Picknick. Da fühlt man sich wie ein Apostel auf Wolke 7!
Aber genug der Vorrede – das essen wir also im südöstlichen Hessen zu Riesling aus dem nordwestlichen Franken:
Die Riesling-Apostel – Michelbacher Apostelgarten Riesling feinherb 2023

Der Wein:
Fruchtbetonte Nase mit Pfirsich und Orange, nasser Stein und ein Hauch Minze.
Im Mund mehr Orange als Pfirsich, die Süße wird schön durch die frische Säure gepuffert. Feine Würze und Orangenschale.
Mittellanger, leicht süßlicher Abgang.
Macht Laune durch die frische Säure und ist mit 11% leicht im Alkohol.
Wir kochten dazu:
Ein gutes Brathähnchen vom Bauern oder ein französisches Label Rouge Huhn aus dem gut sortierten Supermarkt, klassisch im Ofen auf einem Brathähnchenständer gegart mit einer Marinade aus Paprika edelsüß und scharf, reichlich Salz, Pfeffer, gutem Currypulver, Alleppo-Chiliflocken, Zitronensaft, gepresster Knoblauchzehe und Sonnenblumenöl eingestrichen, dazu Coleslaw. Ein Rezept gibt es nicht. Erlaubt ist, was gefällt. Reichlich Salz ist aber wichtig.
Mit dem Wein eine schöne Kombination: Die feinherbe Ausrichtung bietet wenig Trinkwiderstand zum einfachen, salzig-fettigen Huhn. Eigentlich fehlte hier nur die zweite Flasche.

Wozu schmeckt der Wein sicher noch:
Zu leicht scharfen asiatischen Gerichten (siehe unten), zum Grillen, zu Rote Bete Carpaccio mit Ziegenfrischkäse oder einfach solo auf der Terrasse.
Die Riesling-Apostel – Michelbacher Apostelgarten Riesling trocken 2022

Der Wein:
Kühle, feine, schiefermineralische Nase, nasser Stein, feine süßliche Frucht nach Aprikose und rotem reifen Apfel.
Im Mund dicht, mit schönem, ganz feinen Gerbstoffgerüst, kalkig mineralisch. Kühle, saftige Zitrusfrucht, etwas Tabak und Minze und eine Prise Salz.
Recht langer, leicht antrocknender Abgang.
Etwas ernsthafter, komplexer und weniger verspielt wie der feinherbe aus 2023. Ein erstklassiger Vertreter des Michelbacher Rieslings.
Wir kochten dazu:
„Schnelle Pekingente“1
Der Wein erfrischte den Gaumen wunderbar gegen die süße, leicht ingwerwürzige Pflaumensauce. Wer die Sauce schärfer abschmeckt, der sollte als Partner den feinherben 23er in Erwägung ziehen.


Wozu schmeckt der Wein sicher noch:
Coq au Riesling, Zürcher Geschnetzeltes, Zander auf Rahmsauerkraut, Wolfsbarsch mit Fenchel-Sahnesauce.
Die Riesling-Apostel – Michelbacher Apostelgarten Riesling trocken 2021

Der Wein:
Zurückhaltende, kühle Nase mit Pfirsich, Mandarine und Kräuter. Dazu Feuerstein und leicht hefige Noten.
Im Mund fein, kalkige Mineralität, saftige Zitrusfrucht, viel Kräuter, grüner Tee und eine Prise Salz. Schöne, im Jahrgangskontext aber feine Säure
Recht langer, feinsaftiger Abgang.
Eine tolle Interpretation des kühlen Jahrgangs.
Wir kochten dazu:
Skrei mit Belugalinsen, Senfsabayon und Kartoffelchips2. Eine optimale Kombination. Der Wein begleitet und unterstreicht den süßen Apfel und süßsauren Balsamico sowie die feine Säure des Senfs in der Sauce. Zum Reinlegen.

Wozu schmeckt der Wein sicher noch:
Siehe 2022.
Maria & Armin Heilmann – Michelbacher Apostelgarten Weißburgunder „Maria“ trocken 2022
Der vierte Wein im Bunde war der Weißburgunder. Der Wein läuft nicht unter dem Namen der Riesling-Apostel.

Der Wein:
In der Nase nussig mit Birne, grünen Kräuter, etwas Butter und Minze.
Im Mund weich mit feinem Schmelz und feine Säure, viel rebsortentypische Nuss, etwas Birne, und eine feine Würze.
Mittellanger Abgang mit grünen Kräutern und wieder Minze.
Ein Essensbegleiter par Excellence. Solo getrunken, könnte er für mich etwas mehr Kontur und Straffheit haben.
Wir kochten dazu:
Saltimbocca a la Romana mit Safranrisotto3. Der Wein fing das zungenkribbelne Umami vom gebratenen Schinken und dem Parmesan im Risotto optimal auf, gab aber auch dem Safran noch genug Platz. Tolle Kombination.

Wozu schmeckt der Wein sicher noch:
Der Wein lässt sich ziemlich universell einsetzen. Risotto und Pasta mit Umami aus Tomate oder Parmesan passt gut, Meeresfrüchte mit Knoblauch und Zitrone sicher auch. Oder in die arabische Richtung: Unser traditionelles Weihnachtsessen: Gänsebrust mit Raz-El-Hanout Orangensauce und Safran-Couscous.
Vielen Dank Maria und Armin für die tollen Weine und die spannende Aufgabe.
- Schnelle Pekingente: https://www.chefkoch.de/rezepte/197731083678684/Schnelle-Pekingente.html, die Pflaumensauce dazu am besten selbst in größerer Menge machen und einwecken: https://web.archive.org/web/20241110204147/https://www.kuechengoetter.de/rezepte/chinesische-pflaumensauce-46517 ↩︎
- Skrei mit Beluga-Linsen, Senf-Sabayon und Kartoffel-Chips https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/wir-in-bayern/rezepte/fisch-skrei-kabeljau-linsen-kartoffel-chips-andreas-geitl-100.html Die Kartoffelchips schmecken auch mit gelben Kartoffeln. ↩︎
- Saltimbocca mit Safran-Risotto https://doncarne.de/de/blog/saltimbocca-mit-safran-risotto-und-tomatensalat/ ↩︎
Wunderbarer Bericht, insbesondere mit den passenden Essen! Vielen Dank!
LG Nora
Vielen Dank für Dein Feedback!