VDP.Weinbörse 2025 in Mainz: Teil 1 +++ Die Weinkrise wurde ausgeladen +++ 2024: Frost und Nässe +++ Silvaner in Franken: Wenig und gut

Am 27. und 28. April lud der VDP wieder in die Rheingoldhalle nach Mainz zur alljährlichen VDP.Weinbörse. Wie jedes Jahr eine hervorragend organisierte Messe. Ein großer Dank gilt dem Organisations-Team des VDP.
Wie immer war die Messe gut besucht. Traditionell sind Sonntag die Einkäufer des Handels stärker vertreten und Montag die Sommelière der Gastronomie. An den Ständen wurde intensiv diskutiert, probiert – und erstaunlich wenig über die anhaltende Krise gesprochen.
Weinkrise? Nicht in Mainz
Trotz Absatzrückgängen, schwieriger Exportmärkte und sich wandelndem Konsumverhalten blieb die VDP.Weinbörse 2025 weitgehend unbeeindruckt vom Begriff „Weinkrise“. Allgemeine Branchentrends blieben außen vor. Alkoholfreie Weine, Proxys, Piwis, Naturwein, Orangewein oder alternative Verpackungsformen waren kein Thema an den Ständen.
Und dass, obwohl der VDP nicht nur mit großen Gewächsen Umsätze generiert, sondern 80% der Menge im Guts- und Ortsweinbereich verkauft wird, wo der VDP mit den Lagenweinen deutlich günstigerer Mitbewerber konkurriert (Durchschnittspreis VDP.Gutswein 11,50 EUR, VDP.Ortswein 16,00 EUR).
So ist auch bei den VDP-Betrieben der Absatz um rund 10% (Menge) zurückgegangen. Dank höherer Preise lag der Rückgang der Erträge jedoch nur bei rund 3%.
Die Pressemitteilung des Bundesverbands zum Weinjahr 2024 fasst die Strategie des VDP wie folgt zusammen: „Die diesjährige Bilanz ist mehr als ein Resümee – sie ist ein Signal: In unsicheren Zeiten wächst die Bedeutung klarer Werte. Der VDP steht für Qualität, Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit – und genau diese Mischung macht seine Weine weltweit so gefragt wie nie.“
Als Besucher der Messe in Mainz kann ich das bestätigen. Die Parole lautet: „Weitermachen. Durchhalten. Erträge optimieren.“ Doch es bleibt die Frage, ob dieses „Weiter so“ langfristig für alle Verbandsmitglieder trägt – in einer Zeit, in der junge Zielgruppen andere Ansprüche an Wein stellen, Märkte unter Druck geraten und klimatische Extreme zunehmen.
Auffällig war auch 2025 die weiter zunehmende Kreativität bei der Klassifikation und Benennung: Neue Ortsweine „aus ersten Lagen“, erste Lagen ohne Lagenbezeichnung, neue GG-Lagenbezeichnungen, neue erste Lagen, neue Über-GG. Besonders der Edel-Ortswein aus Ersten Lagen scheint sich auch in Regionen zu etablieren, wo er bislang nicht vorgesehen war. Es geht wohl im Rahmen der Optimierung der Erträge nicht mehr ohne. Eine bundesverbandsweite Integration dieser Kategorie in die Klassifikation würde zumindest mehr Klarheit für die Kunden schaffen.
2024 – in einigen Regionen zum Vergessen
Ein Blick auf den Jahrgang 2024 zeigt: Für viele Betriebe war es ein Jahr zum Vergessen. Bereits im April – kurz vor der Weinbörse 2024 – traf ein später Frost weite Teile der deutschen Anbaugebiete. Besonders betroffen waren neben den klassischen Frostregionen wie Franken, Sachsen oder Saale-Unstrut auch eigentlich geschütztere Anbaugebiete im Westen.
Glücklich war, wer keine oder nur geringe Schäden davontrug. 2024 forderte die Winzer aber auch im Verlauf weiter heraus. Der Sommer war warm und feucht. Der Pilzdruck immens. Und auch im Herbst war das Wetter wechselhaft. Können und Handwerk war gefragt! Die Erntemenge war am Ende so klein wie zuletzt 2010.
Im Katalog der Weinbörse zeigte sich das deutlich: 20 % weniger Weine des aktuellen Jahrgangs 2024 waren vertreten. (gegenüber Jahrgang 2023 im letzten Jahr)
Lobend zu erwähnen ist der Zusammenhalt der VDP-Winzer in diesem schweren Jahr, das für nicht wenige Betriebe nur 50% der üblichen Erntemenge ergab. Der Verband ermöglichte es, auch Weine, deren Trauben von anderen VDP-Winzern zugekauft wurden, unter der „Adler-Kapsel“ zu vermarkten. So entstand zum Beispiel bei Dönnhoff an der Nahe ein Westhofener Riesling (Rheinhessen) und ein Wachenheimer Riesling (Pfalz).
Silvaner aus Franken – Weniger Menge, solide Qualität
Kommen wir zu den verkosteten Weinen. Neben dem Schwerpunkt Spätburgunder (im zweiten Teil) haben wir uns dieses Jahr wieder die fränkischen Silvaner näher angeschaut.
Frostbedingt wurden deutlich weniger 2024er Weine angestellt. Die Qualität ist gut bis sehr gut, letztes Jahr war – aus meiner Erinnerung heraus – das durchschnittliche Niveau aber noch etwas höher.
Für alle folgenden 2024er-Antrink-Tipps gilt wieder folgender Disclaimer:
Erst vor kurzem abgefüllte Weine sind häufig noch etwas durcheinander und etwas „quietschig“ in der Aromatik, Fassproben dagegen ggf. noch sehr von Hefe geprägt und damit mit einem leichten „Geschmacksschleier“ versehen. Hinzu kommen die Verkostungsumstände in der Messehalle. Da ist es nicht immer einfach die Perlen zuverlässig herauszupicken. Wir gaben uns alle Mühe.
Fürstlich Castell’sche Domäne
Bei den GG ist beim Fürsten 2019 der aktuelle Jahrgang – sehr schön! Der 2019er Casteller Schlossberg Silvaner GG ist tief würzig und nussig mit einer ziemlich warmen gelben Frucht. Das macht Spaß, den Vorgängerjahrgang habe ich aber noch einen Tick stärker in Erinnerung, was im Kontext 2018 und Silvaner eher selten ist.
Viel Wein fürs Geld gibt es nach wie vor beim 2022er Casteller Kugelspiel Silvaner 1G, den die Domäne auch schon letztes Jahr gezeigt hat.
Höfler
Der 2023er Michelbacher Steinberg Silvaner 1G ist das komplette Gegenstück zu dem Fürstlichen GG. Er ist kühl, saftig, kräutrig. Ein toller Silvaner vom ungewohnten Silvanerterroir Glimmerschiefer.
Zehnthof Luckert
Luckerts haben insgesamt 3 Silvaner aus 2024 zur Verkostung angeboten.
Den 2024er Sulzfelder Silvaner, den 2024er Sulzfelder Blauer Silvaner und den 2024er Sulzfelder Sonnenberg Silvaner Gelbkalk 1G.
Ich kann hier eigentlich den Text aus dem letzten Jahr wieder hereinkopieren. Der ruhige, elegante Stil und die vollkommen fehlende Schwere der Weine macht auch dieses Jahr wieder viel Spaß. Der Mehrwert zwischen Ortswein und erste Lage ist spürbar, aber der Ortswein eben schon sehr gut.
Luckerts haben dann noch den 2023er Sulzfelder Maustal Silvaner GG und den 2016er Sulzfelder Maustal Silvaner GG gezeigt. Beide gewohnt hervorragend. 2023 aber noch etwas tiefer und komplexer.
May
Der 2024er Retzstadter Silvaner ist ein starker Wein in der Kategorie Ortswein.
Der 2023er Retzstadter Langenberg Silvaner Alte Reben 1G ist für uns ein Musterbeispiel für einen hervorragenden Wein aus der Rebsorte Silvaner. Für 20 EUR definitiv ein Must-Have-Wein.
Der 2023er Retzstadter Langenberg Der Schäfer 1G ist aus unserer Sicht ein klein wenig weniger holzbetont als mancher Vorgänger und dafür umso mineralischer, salziger und tiefer. Extrem gut gelungen und insbesondere als Essensbegleiter eine Wucht.
Das 2023er Thüngersheimer Johannisberg Rothlauf Silvaner GG legt gegenüber dem Schäfer nochmal einen drauf. Einfach ein beeindruckender Wein und für uns der beste Silvaner der Veranstaltung.
Horst Sauer
Horst Sauer ist wie immer der „fruchtigere“ der beiden Escherndorfer Sauers. Der 2024er Escherndorfer Lump Silvaner 1G ist zwar noch etwas füllkrank, zeigt aber schon jetzt eine schöne Frucht und Tiefe. Gleiches gilt für den etwas dunkelfruchtigeren 2024er Escherndorfer Fürstenberg Blauer Silvaner 1G, der noch etwas mehr Komplexität an den Tag legt.
Hervorragend bei Horst Sauer auch immer wieder die edelsüßen Prädikate, in diesem Fall die 2023er Escherndorfer Lump Silvaner Beerenauslese.
Egon Schäffer
Peter Schäffer hat einen neuen Jahrgang „S7lvaner“ veröffentlicht. Die 7 steht für ein siebenjähriges Holzfasslager vor Abfüllung. Das Ergebnis lässt sich auch im heißen Jahrgang 2018 sehen. Der 2018er Untereisenheimer „S7lvaner“ ist unglaublich frisch und jugendlich und wird von einem tollen, ganz festen und feinen Gerüst getragen. Dazu gibt es im gleichen Jahrgang mit dem 2018er Escherndorfer Lump R7esling auch eine Riesling-Variante. Beides hervorragende Weine, die ihr „Alter“ nicht erkennen lassen.
Schmitt’s Kinder
Das Weingut hatte insgesamt vier 2024er Silvaner am Start. Eine sehr schöne, schlüssige Kollektion. Antrinktipps sind für uns der sehr gute 2024er Silvaner Gutswein, der mit super leichten 11,0% daherkommt, dennoch nicht dünn oder unreif schmeckt. Hervorragend der 2024er Randersackerer Sonnenstuhl Silvaner 1G und der 2024er Randersackerer Marsberg Silvaner 1G. Aktuell ist der Marsberg der zugänglichere der beiden.
Rainer Sauer
Wenn Horst Sauer – wie oben geschrieben – der „fruchtige“ Sauer ist, ist Rainer Sauer der „würzige“ der beiden Escherndorfer Sauers.
Im Lump hielten sich in den Kernstücken die Frostschäden glücklicherweise in Grenzen, sodass beide Sauers eine ganze Reihe 2024er Silvaner präsentieren konnten. Schön schon der 2024er Escherndorfer Silvaner, hervorragend der 2024er Escherndorfer Lump Silvaner 1G.
Weingut am Stein – Ludwig Knoll
2024 hat das Weingut in Mainz noch gar nicht präsentiert. Dafür aber herausragendes aus den Vorjahren. Der 2023er Würzburger Innere Leiste Silvaner 1G ist definitiv schon auf GG Niveau, der 2022er Stettener Stein Silvaner GG sicher einer der besten Silvaner des Jahrgangs.
Paul Weltner
Paul Weltner hat bei den Lagenweinen ebenfalls noch 2023 dabei. Der schon letztes Jahr gelobte 2023er Rödelseer Küchenmeister Silvaner 1G mit der beim Küchenmeister typischen Mischung aus gelber und roter Frucht ist ein Preis-Genusskracher, der 2023er Iphöfer Julius-Echter-Berg Silvaner GG herausragend.
Hans Wirsching
Das Weingut hatte aus 2024 vier Silvaner am Start. Der Abstand vom sehr guten 2024er Iphöfer Silvaner zum noch besseren 2024er Iphöfer „K“ Silvaner, der aus der Iphöfer Kalb stammt (hier ist der Ortswein aus großen Lagen in Franken) ist schmeckbar, der Schritt dann zum 2024er Iphöfer Kalb Silvaner 1G, der jetzt die besten Fässer aus der Kalb vereint, ist dann kleiner.
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