Wöhrwag, Württemberg, Untertürkheimer Herzogenberg Riesling Dezemberlese 2013

Wöhrwag, Württemberg, Untertürkheimer Herzogenberg Riesling Dezemberlese 2013
Wöhrwag, Württemberg, Untertürkheimer Herzogenberg Riesling Dezemberlese 2013

Riesling, gelesen im Dezember 2013 in Württemberg. Das klingt nach Monster: 15%, wenig Säure, schwer. Ist der Wein aber nicht.

Philipp Wöhrwag erklärt das damit, dass für den Wein nur gesunde Trauben ohne Boytritisbefall in Frage kämen. In den gesunden Trauben würde dann die Zuckerbildung irgendwann von selbst aufhören, auch die Säure bliebe in den letzten Wochen vor der Ernte dann ziemlich konstant.

Das ist insoweit nachvollziehbar, dass Boytritis ja für eine löchrige Beerenhaut und damit für Flüssigkeitsverlust und Konzentration in den Beeren sorgt. Insofern wären die Trauben für die Dezemberlese auch weniger für die Produktion einer boytritislastigen Beerenauslese geeignet. Eher kämen sie bei enteprechender Witterung für die boytritisfreie Eisweinproduktion in Frage. Aber eben auch gerade als trockener Wein macht die Dezemberlese eine sehr gute Figur.

Egal, was man im Dezember aus den Trauben entstehen lässt, es bleibt auf jeden Fall ein risikoreiches Unterfangen. In manchen Jahren lässt sich die Boytritis vielleicht nicht verhindern, in anderen frisst das Wild die süßen Früchte und zum Beispiel 2014 wurden die Trauben einfach gestohlen. Schon aus diesem Grund ist ein entsprechend hoher Preis für die Flasche gerechtfertigt. Aber auch qualitativ ist hier einiges los im Glas:

Intensive tabakige Nase mit süßer, reifer Orange und Ananas, dunkler Würze, Kandis und etwas kreidiger Mineralität. Im Hintergrund grüne Kräuter.

Im Mund sehr dicht, quasi zum Kauen, steinige bis kalkige Mineralität steht im Vordergrund genauso wie tabakige Noten. Wieder eher süße, gelbe und rote Früchte und eine dunkle Würze. Tief und fest. Überraschend frische Säure, die einiges an Zug im Gepäck hat. Schöner, balsamischer Schmelz. Leichtes Bitterl am Gaumen. Langer Abgang, die süße Frucht bleibt.

Das ist schon ziemlich hervorragend, hat aber einen ganz eigenen Stil. Die Kraft, die expressive Frucht und dunkle Würze sind beim aktuellen Weinschlankheitswahn wahrscheinlich etwas aus der Mode. Etwas dazu zu essen schadet hier sicher nicht.

Ca. 48,50 EUR / PGV angemessen

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