Zweimal im Jahr ist bei Armin und Bernd von K&M Gutsweine in Frankfurt Hausmesse. Im Herbst liegt der Schwerpunkt auf den Rotweinen aus dem europäischen Ausland und im Frühjahr auf deutschen Weißweinen.
Die Termine sind für uns ein fester Bestandteil des jährlichen Weinkalenders. Geschrieben habe ich bisher aber noch über keine der Vorgängerveranstaltungen. Woran das liegt? Wahrscheinlich daran, dass es fast wie eine Feierlichkeit bei Freunden ist. Die Winzer werden bei K&M nämlich nicht nur nach der Qualität der Weine ausgewählt, sondern definitiv auch nach persönlicher Sympathie. Daher wird dort probiert, gebabbelt, Spaß gehabt und nicht genippt, gespuckt, geschrieben.
Dieses Mal hatten wir genug Zeit und haben ein paar Notizen zusammengetragen, die wir gern teilen.
Im „Horst“ in den Adlerwerken wurden 74 Weine von 15 Erzeugern gezeigt.
Unsere Favoriten:
Neu im Sortiment sind die Weingüter Lubentiushof, Mosel und von Othegraven, Saar.
Beim ersten ist Andreas Barth gemeinsam mit seiner Frau Inhaber, beim zweiten Kellermeister.
Susanne Barth präsentierte dann auch die Weine beider Weingüter. Obwohl Sie unterschiedlich sind, haben Sie doch beide eins gemeinsam: Den hohen Qualitätsanspruch und die feine Balance.
Von Othegraven startete mit dem 2016er Max Riesling trocken – frisch, mineralisch, würzig und mit schönem Grip. Ein sehr gelungener Gutswein!
Die beiden Kabinette – der 2016er Ockfener Bockstein Riesling Kabinett und der 2016er Kanzemer Altenberg Riesling Kabinett sind dann die ersten absoluten Volltreffer. Herausragende Eleganz, die feine Saar-Würze und das hervorragend balancierte Süße/Säurespiel lassen Sie auch in 2016 sicher wieder in der ersten „Kabinettliga“ mitspielen. Der Altenberg ist zur Zeit etwas zugänglicher, dafür könnte ich mir vorstellen, dass der Bockstein nach einiger Zeit erst richtig aufdrehen wird.
Hervorragend zum Schluss dann auch der 2016er Kanzemer Altenberg Riesling Auslese. Trotz aller Auslese-Power zeigt auch der Wein sich elegant, feinwürzig und komplex. Das geht nur an der Saar!
Vom Lubentiushof war der 2015er Gondorfer Gäns Riesling trocken und der 2015er Gondorfer Gäns Riesling Alte Reben am Start. Die Weine sind ganz anders als die, die in den Kellern von Othegraven reifen. Beide Weine sind tief mineralisch, etwas hefig und haben eine dunkle Würze. Das ist Kraftvoller und etwas Individueller. Aber dennoch wieder fein balanciert zwischen Kraft, Süße und Säure. So fällt der verhältnismäßig hohe Restzucker des Alte Reben auch nicht weiter ins Gewicht.
Eine besondere Überraschung war, dass das Weingut Margarethenhof von der Mosel einige reife Weine des elterlichen Betriebs Schwaab-Kiebel dabei hatte, die einmal mehr zeigten, wie gut die Weine der Mosel reifen können. Der 1998er Erdener Treppchen Riesling Auslese und der 1997er Ürziger Würzgarten Riesling Auslese sind quasi noch als jung zu bezeichnen, der 1992er Ürziger Würzgarten Riesling Auslese Fass 27 war leicht reifer – alle drei aber fern von Firne und Überalterung. Die Würzgärten zeigten hier auch, warum „Würz“ Bestandteil der Lagenbezeichnung ist. Tief würzig zeigten sich die Weine, während das Treppchen etwas leichter und fruchtbetonter wirkte.
Weiter ging es in Rheinhessen. Hier hatte das Weingut Gunderloch einen schönen 2015er Nackenheimer Riesling trocken am Start. Der Wein ist kraftvoll und zeigt bereits ganz klar die Würze seiner Herkunft – dem roten Hang und daher mehr als man in der Kategorie Ortswein erwarten würde.
Die Großen Gewächse 2013er Niersteiner Pettenthal Riesling GG (hatte ich letztens eine Flasche zuhause), 2014er Nackenheimer Rothenberg Riesling GG und 2014er Niersteiner Hipping Riesling GG sind dann Musterbeispiele des roten Hangs. Trotz der tiefen, kraftvollen Würze bleiben alle drei elegant und bieten guten Trinkfluss. Sollten aber unbedingt noch weiter reifen.
In der Pfalz haben wir uns wieder auf das Weingut Mehling gefreut. Kathrin Otte hatte auch dieses Jahr wieder starke Rieslinge mit exzellentem Preis-Genuss-Verhältnis dabei. Der 2016er Riesling „Herr Mehling“ trocken ist das schon ein guter Einstieg und macht richtig Spaß. Der nur unwesentlich teurere 2016er Ruppertsberger Riesling trocken Ortswein zeigt eine strahlende Frucht und eine schöne Würze und Struktur – das ist definitiv mehr als preislich zu erwarten.
Bei den Lagenweinen, dem 2015er Deidesheimer Paradiesgarten Riesling trocken und insbesondere dem 2015er Königsbacher Ölberg Riesling trocken geht dann die Post ab. Tolle Pfälzer!
Unsere liebste Kollektion aus Baden hatte Sven Nieger dabei:
Erst 2012 hat er sein Weingut bei Baden-Baden gegründet. Den Kampf mit der Weinkontrolle hat er mit dem Jahrgang 2015 aufgegeben und füllt seither alles als Landwein. Ich kann nur sagen, da entgeht den Qualitätsweinprüferzungen nun so einiges. Seine Rieslinge sind durchaus kraftvoll aber dennoch schön balanciert und haben eine schöne, vielschichtige Würze. Die ganze Kollektion zeigt einen durchgängigen roten Faden. Spannend insbesondere, da die Weine sich im Restzucker teils sehr unterscheiden. Am besten gefielen uns der 2015er Riesling Underdog trocken, der 2015er Riesling Unbestechlich und der 2015er Riesling Ungezähmt. Spannend auch der 2016er Spätburgunder Rosé „Sophia“ trocken, den ich eher nach Frankreich als nach Baden gesteckt hätte.
Im Rheingau muss ich unbedingt von Bibo&Runge berichten.
Ich tu mich bekanntermaßen recht schwer mit dem Rheingau-Riesling. Viele Weine bestehen fast nur aus stahliger Säure und etwas Frucht. Jedenfalls für meine Zunge. Natürlich hatte ich aber auch starke Rieslinge aus der Region. Das ist häufig dann der Fall, wenn die Weine eine besondere Würze haben oder vom Holz geküsst sind, oder einige Jahre der Reife genießen durften.
Bei Bibo&Runge passt alles. Die Weine sind dicht, fast cremig, aber dennoch frisch und mit toller Balance. Das ist Rheingau, den ich mag! Auch hier wird sich über den Restzucker nicht allzuviel Gedanken gemacht. Schmecken muss das Endprodukt und das tut es wirklich, egal ob als 2015er Rheingau Riesling Halbtrocken, als 2015er Rheingau Riesling Hagardun trocken oder als 2015er Rheingau Riesling Revoluzzer trocken.
Weitere Empfehlungen in Kurzform:
Arndt Köbelin, Baden
2014er Gutensberg Scheurebe Fumé trocken: cremig, kraftvoll, wie mancher Sauvignon, nur besser
Alexander Laible, Baden
2016er Chardonnay SL *** trocken
Jülg, Pfalz
2016 Spätburgunder Rosé: top Sommerwein und keine „Erdbeerbombe“
2015er Spätburgunder Kalkmergel trocken und 2015er Spätburgunder „Reserve“ trocken: mit schöner Frische und komplexer Würze
Den Vogel abgeschossen haben dann aber die Faßproben:
2016er Sauvignon Blanc (Fassprobe): Ein Ausblick auf den besten Sauvignon des Hauses. Top! Sauvignon der straighten Art, der sich nicht hinter Holz und Kraft versteckt, die Rebsorte klar zeigt, aber null plakative Frucht zeigt – groß!
2016er Chardonnay Opus O (Fassprobe): Man sagt, dass dieser Wein mit den großen Meursaults vergleichen lässt. Ich kann das mangels Erfahrung nicht bestätigen, habe aber noch nie einen solchen straighten, kalkigen, dichten Chardonnay getrunken – groß!
Pfirmann, Pfalz
2016er Gelber Muskateller trocken: Top Sommerwein – ungemein trinkig
2016er Weißburgunder Am Zollstock trocken: frisch, würzig und nur mit zarter Frucht
Weedenborn, Rheinhessen
2016er Sauvignon Blanc „Terra Rossa“ trocken (als Fassprobe)
2015er Sauvignon Blanc „Fumé“ trocken
Beide sind keine plakativen Fruchtkörbe, sondern eher balanciert. Der Terra Rossa dabei etwas schlanker, der Fumé aufgrund des Holzeinsatzes wärmer und tiefer. Erschreckend hohe Dichte an guten Sauvignon Blancs an diesem Tag im Horst 🙂
Wir freuen uns schon auf die Herbstmesse!
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