Supermarkt-Test: Fürst von Metternich, Rheingau – Riesling 2022

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Fürst von Metternich, Rheingau - Riesling 2022Es ist schon einige Zeit her, dass ich hier Supermarkt- oder Discounterweine vorgestellt habe. Aber grundsätzlich finde ich es durchaus wichtig, hin und wieder mal das zu probieren, was die großen Ketten als kompatibel für den deutschen Massengeschmack ansehen.

Auf den Fürst von Metternich Rheingauer Riesling Wein bin ich durch die aktuell massive Werbepräsenz gekommen. Das Produkt ist erst dieses Jahr neu auf den Markt gekommen. Rheingauer Riesling hat mich dann auch zuerst stutzig gemacht. Seit wann funktioniert das im Supermarkt? Dort wo Grauburgunder und vielleicht noch Lugana die Topseller sind. Beim weiteren Surfen habe ich dann schnell den Preis entdeckt: 8,99 EUR. Das ist am oberen Ende der Supermarktrange. Auch ziemlich mutig. Als nächstes habe ich mir die Rezensionen von Produkttestern auf Amazon angeschaut (bisher sind dort nur Reaktionen von Menschen zu finden, die den Wein zum Test geschenkt bekommen haben). Grundsätzlich wird der Wein positiv aufgenommen, aber hier und da wird kritisiert, dass er zu trocken sei.

Wir scheinen es also mit einem recht trockenen Rheingauer Riesling zu tun zu haben, der preislich im Topsegment der Supermarktweine platziert wurde. Das war für mich Grund genug, mal eine Flasche im lokalen Edeka zu kaufen.

 

Trocken oder süß – bei Wein und Sekt vollkommen unterschiedliche Grundlagen

Trotz der Besonderheiten passt der Wein zur Marke Fürst von Metternich. Der Riesling Sekt von Metternich ist so ziemlich der Einzige, der in deutschen Supermärkten in der Geschmacksstufe „Brut“ verkauft wird. Brut ist ebenfalls eher trocken. Bei einer touristischen Betriebsführung beim Konkurrenten Rotkäppchen (auch für Champagnertrinker zu empfehlen) wurde mir auf meine Frage, warum es Rotkäppchen Sekt nicht in der Geschmackstufe Brut gäbe geantwortet, dass das schlicht unverkäuflich wäre. Es hilft halt nichts, der Deutsche trinkt gern süß!

Bevor ich zum Wein komme, will ich das aber kurz einordnen:

WeinEnthaltener ZuckerSektEnthaltener Zucker
Trocken0 bis 4 bzw. bis 9g/lBrut Nature0-3g/l
Extra Brut0-6g/l
Halbtrockenbis 12g/l bzw. bis 18g/lBrut0-12g/l
Extra trocken12-17g/l
Lieblichbis 45g/lTrocken17-32g/l
Halbtrocken32-50g/l
Süßab 45g/lMild>50g/l

Das bedeutet: würde man beim Fürst von Metternich Riesling Sekt nun die Kohlensäure herausschütteln und ihn als Wein verkaufen wäre er ein halbtrockener Wein. Die Henkel-Freixenet Website weist 10g/l Restzucker aus. Oder anders gesagt, alle Sekte ab Trocken sind vom Zuckergehalt im Prinzip lieblichen Weinen zuzuordnen.

Der Fürst von Metternich Rheingauer Riesling Wein hat 5,5g/l Zucker und ist bei 7,2g/l Säure damit trocken. Bei diesem Säurewert dürfte er übrigens auch noch mit 9g/l Zucker als trocken bezeichnet werden.

 

Wie entstand der Wein?

Auf der auffällig geformten Flasche, die sämtlichen Rheingauer Rieslingtraditionen widerspricht, findet sich außer der Jahrgangsangabe 2022 nur die Angabe, dass Fürst von Metternich als Abfüller handelt.

Das bedeutet, dass der Wein nicht von einem einzigen Winzer im Weinberg gepflegt, geerntet und auf die Flasche gebracht wurde, sondern dass die Trauben für den Wein bei verschiedenen Winzern gewachsen sind. Der Supermarktweinkäufer muss sich mit dieser Tatsache in den meisten Fällen abfinden, denn um 3300 Rewe-Filialen und 7000 Edeka-Filialen mit einer angemessenen Anzahl von Flaschen zu versorgen, wäre ein Weingut von 80-160ha erforderlich. Das gibt es in Deutschland in dieser Größe nahezu nicht und hieße selbst bei den aktuell größten Gütern, dass sie dann ausschließlich nur den einen Wein produzieren könnten (Details dazu in diesem Blogpost).

Also haben für den Wein verschiedene Winzer Trauben oder fertige Weine geliefert, die bei Metternich dann nur finalisiert und auf die Flasche gebracht wurden.

Interessant wäre zu wissen, wie die Winzer hier an dem Geschäft beteiligt wurden. Grundsätzlich ist der Markt für einfache Rheingauer Rieslinge, die von Großkellereien (z.B. Rheinberg für Edeka) zu Supermarkt- und Discounterweinen gemischt werden, ziemlich zusammengebrochen. Teils erzielen die Winzer nur noch weniger als einen Euro pro Liter. Sofern die regional ansässige Metternich Kellerei hier etwas mehr bezahlen würde, wäre das ein Segen für die Winzer, die sich auf Fasswein spezialisiert haben. Bezüglich seiner Kooperationspartner könnte Fürst von Metternich hier etwas transparenter sein, finde ich.

Weitere Details zu Anbau oder Ausbau sind auf der Homepage von Fürst von Metternich nicht zu finden.

 

Wie schmeckt der Wein?

Ich habe den Wein in einem Stölzle Quatrophil Weißweinglas getrunken. Das ist mein Glas für einfachere Basisweine.

Zunächst rieche ich ein wenig Ananas, Orange und minimalst Apfelmost. Insgesamt riecht der Wein zurückhaltend und nicht intensiv.

Im Mund ist der Wein für einen Supermarktwein erstaunlich straff, ich schmecke etwas Pfirsich und Apfel. Der Wein besitzt durchaus die typische stahlige Rheingaukühle und Schieferwürze und ist dadurch schon als Rheingauer zu erkennen. Er hat eine frische, aber nicht überbordende Säure. An den Gaumen legt sich ein leicht antrocknender Gerbstoff.

Recht kurzer aber klarer Abgang. Nur dort ist ein Hauch Zucker zu schmecken.

 

Wie fürstlich ist der Wein nun?

Insgesamt ist Metternich hier ein ordentlicher Wein gelungen. Er zeigt seine Herkunft (was ganz häufig bei Supermarktweinen nicht der Fall ist) und er ist erstaunlich frisch und knackig, wo viele andere Supermarktweine er süßlich, behäbig, fett sind.

Insofern: Würde es auf einer Party nur diesen Wein oder Bier geben, würde ich beim Wein bleiben.

Kaufen würde ich ihn dennoch nicht. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich es komplexer und eigenständiger mag, zum anderen aber auch damit, dass er für einen anonymen Markenwein einfach zu teuer ist.

Für 9-10 EUR gibt es bereits sehr gute Winzerweine, bei denen eine Familie hinter Anbau und Ausbau steht, die individueller schmecken und oft auch besser sind. Daher: Wer nach dem Fürst den Rheingau besser kennenlernen möchte, ab zum Winzer oder Weinhändler!

Am Schluss nochmal zurück zur Flasche. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie ein 1kg Monster. Das ist sie nicht, aber mit 600g für einen weit verbreiteten Supermarktwein mit entsprechender Menge aus ökologischen Gründen immer noch zu schwer.

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