Am letzten Wochenende fand der diesjährige SaarRieslingSommer statt. Zwischen Filzen und Serrig hatten wieder 12 Weingüter ihre Türen geöffnet und eine ganze Reihe von Gastwinzern eingeladen, um ein großartiges Event zu feiern. Wir waren mitten drin und haben hervorragende Weine verkostet, die eine oder andere feine Kleinigkeit verspeist und interessante Gespräche geführt. Dieses Jahr war es für uns eine besondere Situation, da wir bereits auf der Mainzer Weinbörse einen Mosel, Saar, Ruwer – Schwerpunkt gesetzt hatten und dieses Jahr auch die Zeit gefunden hatten, beim Schwesterevent Mythos Mosel ausgiebig zu verkosten.
Die dort gewonnenen Erkenntnisse bestätigten sich auch an der Saar wieder. Mosel 2017 ist ein spannender Jahrgang. Im restüßen Bereich durch eine tolle Säure und hohe Extraktwerte durchweg sehr gut, bei den trockenen Weinen im Basis- und Mittelsegment etwas homogener als 2016, in der Spitze aber hier und da nicht ganz so fein wie im Vorjahr.
Die Empfehlungen für viele Protagonisten sind bereits in den Artikeln zur Weinbörse und zu Mythos Mosel enthalten und bestätigten sich auch am Wochenende, so dass ich sie hier nicht mehr aufführe.
Dennoch gab es am Wochenende einiges spannendes neu zu entdecken und zu erfahren.
Zu den Erfahrungen zählt die Kollektion von Peter Lauer. Meine “zu” kurze Erwähnung im Artikel zur Weinbörse resultierte daraus, dass es mir zu diesem Zeitpunkt quasi unmöglich war, insbesondere die trockenen Weine einzuschätzen. So vernagelt, verrammelt und quasi abweisend waren sie. Nur die restsüßen zeigten schon ganz gut, wo die Reise hingeht. Bei Mythos Mosel wurden dann nur restsüße Weine gezeigt, was meine positive Einschätzung klar stärkte und sich am Wochenende erneut bestätigte.
Nur zeigte sich zusätzlich nun auch ganz klar die Klasse der trockenen Weine. Die Veränderung, die die Weine in ca. 4 Monaten Flaschenreife durchgemacht haben ist frappierend. (Zu) Jung sind sind sie natürlich immer noch. Aber mittlerweile sind alle Bestandteile an ihren Platz gerückt und Brillanz und Komplexität zeigen sich offen. Peter Lauer ist 2017 damit insgesamt ganz klar ein grandioser Jahrgang gelungen.
Unsere Favoriten:
Trocken: 2017er Faß 2 Riesling “extra trocken”, 2017er Faß 13 Feils Riesling GG und 2017er Faß 11 Schonfels Riesling GG.
Feinherb: 2017er Stirn Riesling und 2017er Kern Riesling quasi gleichauf hervorragend.
Fruchtig: Neben der Versteigerungs-Auslese und der Versteigerungs-Spätlese (#23) gefiel uns der frische, klare und schlanke 2017er Faß 8 Riesling Kabinett am besten.
Die Gault&Millau-Entdeckung des Jahres war auch für uns eine tolle Neuentdeckung. Das Weingut Stefan Müller aus Krettnach zeigte als Gast auf Schloß Saarstein 4 wunderbare Weine. Das Weingut arbeitet naturnah und vergärt seine Weine spontan. Besonders gut gefiel mir der feine und aufgeräumte 2017er Krettnacher Altenberg Riesling trocken, der nicht mehr auf dem Saar typischen Schiefergestein wächst, sondern auf Diabas, einem Gestein vulkanischen Ursprungs und der 2017er Krettnacher Altenberg Riesling Kabinett fruchtig.
Ebenfalls unverständlicherweise hatte ich bisher wenig Berührungspunkte mit dem Weingut Knebel aus Winningen, das erst 2016 in den VDP neu aufgenommen wurde. Die vorgestellten Weine zeigten vorzüglich die Typizität der steilen und kargen Winninger Terassenweinberge, blieben aber fein und straight und neigten nicht zu Opulenz, wie manch anderer Winninger Riesling
Besonders im Kopf blieben der kräutrige 2017er Winninger Riesling “Alte Reben” und die kraftvolle 2017er Winninger Röttgen Auslese.
Last but not least muss an dieser Stelle noch das Weingut Reverchon erwähnt werden. Von Jahr zu Jahr gefällt mir die Kollektion besser. Die Weine werden finessenreicher und strukturierter. So sind auch die gezeigten 2017er ein weiterer Schritt in die richtige Richtung und können in jeder Kategorie als Kaufempfehlung gelten.
Der Knaller sind wie jedes Jahr jedoch die gezeigten Sekte, die die Familie bei Volker Raumland in Rheinhessen versekten lässt. Unser Favorit ist der feine 2010er Riesling Crémant brut, der unverschämt viel Qualität und Spaß für eigentlich zu kleines Geld bietet.
Das Wochenende verging wie im Flug und natürlich haben wir auch diesmal nicht alle Stationen dieser schönen Veranstaltung besuchen können. Obwohl alles top organisiert war, habe ich dennoch noch einen Wunsch fürs nächste Mal: eine downloadbare Weinliste, wie es dieses Jahr auch bei Mythos Mosel gab, um die gewonnenen Eindrücke direkt notieren zu können.
Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!
Hier noch ein paar Eindrücke:
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