Am Wochenende war es mal wieder soweit. Zwischen Filzen und Serrig wurde der SaarRieslingSommer begangen. Nach 2015 und 2016 waren wir auch dieses Jahr wieder dabei.
12 Weingüter warteten mit diversen Gastwinzern auf probierfreudige Gäste. Verbunden durch einen genialen Shuttle-Bus-Service mittels VW-Bussen und dichter Taktfrequenz.
Die Saar – Weinland in Bewegung
Die Wein-Saar ist in Bewegung, so viel steht auf jeden Fall fest:
Mit dem Weingut Cantzheim ist eine komplette Neugründung aus Kanzem am Start. Wunderschön gelegen am Fuße des Altenbergs haben die Gründer ein herrliches Gutshaus aus 1740 vorbildlich saniert, um weitere kontrastierende Baukörper erweitert und ein sehr schönes Außengelände angelegt.
Ganz im Süden in Serrig wurde das Weingut Dr. Siemens von der Familie Heimes übernommen und hat seinen alten Namen „Würtzberg“ zurückbekommen.
Berücksichtigt man dazu, daß das Weingut van Volxem seit Jahren wächst – das neue imposante Weingutsgebäude auf dem Wiltinger Schlossberg mittlerweile im Rohbau steht und daß Markus Molitor (leider kein Teilnehmer beim diesjährigen SaarRieslingSommer) erst vor kurzem die Staatsdömane in Serrig mit gleich 22 ha Weinberg erworben hat, kann man von geradezu großer Dynamik an der Saar sprechen.
Mir gefällt das gut, wachsen an der Saar doch einige der elegantesten, filigransten und feinsten Weine Deutschlands.
Jahrgang 2016 im Schatten des großen 2015
Präsentiert wurde auf den Weingütern natürlich im Wesentlichen der aktuelle Jahrgang 2016.
Schwer hat es der Jahrgang in jedem Fall. Der Vorgänger aus 2015 war an Mosel, Saar und Ruwer einfach hervorragend und die Weine schon früh sehr zugänglich. Super schöne Frucht, strahlende Säure – kurz: sowohl bei Mythos Mosel als auch dem letzten SaarRieslingSommer war das Verkosten von trockenen wie fruchtigen Weinen ein pures Vergnügen.
Um es vorweg zu nehmen: 2016 knüpft daran nicht umfassend an. Die Säure ist insgesamt etwas niedriger, Phenole (Bitternoten) sind verstärkt ein Thema und die Frucht ist häufig weniger klar und frisch, dafür aber die Würze gelegentlich tiefer und spannender. Ein schlechter Jahrgang ist 2016 aber nicht. Wer es geschafft hat, seine Trauben vor der durch nasses Wetter in Frühjahr und Frühsommer grassierenden Peronospora (Falscher Mehltau) zu retten, wurde im Spätsommer durch (fast schon zu) trockene heiße Tage und kühle Nächte belohnt.
Trotzdem: Insbesondere viele hochwertige, trockene Weine waren für mich dieses Jahr sehr schwer einzuschätzen, wirkten unfertig. Alles war da, aber die Geschmackskomponenten standen nebeneinander. Ob sich alles richten wird und die Komponenten in ein paar Monaten zu einem großen Wein verschmelzen werden? Eine Frage, die ich in einigen Fällen nicht wirklich beantworten konnte.
Das erdet und zeigt, wie unterschiedlich die Jahrgänge sind und wie viel Erfahrung man doch braucht, um bei derart jungen Weinen in diesen Jahren eine Prognose abgeben zu können. Da kann ich vor den professionellen Weinkritikern nur den Hut ziehen, die bei Weinen in diesem Zustand schon zur Punktevergabe schreiten können. Ich muss auf jeden Fall noch einige Jahre verkosten, um hier sicherer zu sein.
Nichts desto trotz waren natürlich viele Weine dabei, bei denen ich mich bezüglich Prognose festlege und die ich guten Gewissens empfehlen kann.
Beste Kollektion: Peter Lauer
Für mich das Weingut mit der besten Kollektion war Peter Lauer aus Ayl. „Riesling für Fortgeschrittene“ steht auf der Preisliste des Weinguts. In meinem letztjährigen Bericht war schon eine gewisse Annährung zwischen mir und Lauer zu lesen. Dieses Jahr bin ich in den Kreis der „Fortgeschrittenen“ aufgestiegen.
Die Kollektion zeigte eine unglaubliche Homogenität. Saftig, frisch, schlank, würzig mineralisch mit schöner, glasklarer Säure. Egal ob trocken oder fruchtig. Trocken ist bereits der 2016er Faß 25 Riesling empfehlenswert, aber insbesondere die großen Gewächse 2016er Faß 13 Feils Riesling GG und 2016er Faß 11 Schonfels Riesling GG haben mich mit ihrer tiefen Würze und Kräutrigkeit überzeugt. Liegen müssen Sie natürlich noch, aber schon jetzt beginnen hier die Geschmacksbestandteile zusammen zu wachsen.
Im „trockenen bis feinherben“ Bereich (Kategorie aus Preisliste übernommen) ist der 2016er Faß 6 Riesling ein echter Preis-/Leistungstipp. Der 2106er Faß 12 Unterstenberg Riesling und insbesondere der 2016er Faß 17 Neuenberg Riesling stehen den GG nicht wirklich nach, sind aber natürlich durch den etwas höheren Restzucker etwas zugänglicher.
Der 2016er Faß 15 Stirn Riesling und der 2016er Faß 9 Kern Riesling schließen im feinherben Segment mit tollem Trinkfluss an.
Im fruchtigen Bereich stehen echte Knaller zur Versteigerung an. Der komplexe 2016er Faß 6 Riesling Kabinett mit leichter Spontinase und die frische 2016er Faß 24 Riesling Spätlese.
Zu Gast war Peter Lauer beim Weingut Forstmeister Geltz – Zilliken in Saarburg. Letztes Jahr konnte ich hier eine atemberaubende Kollektion verkosten. Dieses Jahr steht quasi im gesamten fruchtigen Bereich bereits „ausverkauft“ auf der Preisliste. Die Wetterkapriolen in 2016 hatten ihren Tribut gefordert und es konnten nur geringe Mengen geerntet werden. Schade…
Hervorheben kann ich hier dann auch insbesondere einen trockenen Wein, den komplexen, würzigen 2016er Saarburger Alte Reben Riesling trocken.
Überraschend auch wieder die 2003er Saarburger Rausch Riesling Spätlese, die zurzeit in einem optimalen Trinkfenster ist und trotz des heißen Jahrgangs eine schöne Frische und Harmonie mitbringt (ab Weingut noch erhältlich).
Weiter in Teil 2…
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