Ein großer Teil der Inspiration, uns mit einem Weingut und dessen Weinen näher zu beschäftigen bekommen wir auf Verkostungen. In der Regel werden auf solchen Veranstaltungen die Weine des aktuellsten Jahrgangs präsentiert.
Je nach Jahrgang und Winzer fällt es leichter oder schwerer einzuschätzen, wie sich insbesondere hochwertigere Weine entwickeln werden. Manche sind jung schon eher harmonisch, mit ein bisschen heftiger jugendlicher Extrovertiertheit und Kraftmeierei. In diesem Fall ist es eine überschaubare Aufgabe nachzuvollziehen wie komplex ein Wein ist und entsprechend auch einfacher eine Prognose abzugeben.
Andere Weine sind verschlossen. Ihnen fehlt erwartete Spannung, die Komplexität wird wenig deutlich, die Prognose schwierig.
Oder die Weine, die komplett neben sich stehen, die Komponenten nicht zusammen passen, Süße neben Säure steht. Weine die unfertig sind und kaum einzuschätzen.
Und schließlich gibt es Weine, denen man nicht zutraut, dass sie mal großartig werden. Weil sie wild sind und verwegen, manchmal stinken oder anders fehlerhaft wirken.
Genau in diesem Zustand fanden wir die GG von Schäfer-Fröhlich schon mehrfach vor. Zum Mäusemelken! Überall Lobeshymnen und im Glas immer schwierigst! Um festzustellen, ob wir auf dem Holzweg waren oder nur die ganz harten Weintrinker SF – Fans sind, gab es nur eine Möglichkeit: etwas Reiferes auftreiben und probieren. In Leipzig wurden wir im Weinladen Chateau9 wurden wir fündig:
Deutlich süßliche Nase nach überreifen roten Äpfeln und gelben Früchten. Dazu Kräuter und nasser, warmer Stein.
Im Mund dicht, aber schlank, wieder eine eher süße Frucht, viel Orange, extrem feines aber festes und komplexes mineralisches Gerüst, grüne, pflanzliche Noten, wunderbare Würze und Tabak. Feine Säure. Langer, aber leicht süßlicher Abgang.
Nichts Verwegenes, sondern ein eleganter, in sich ruhender Wein. Schön, es lohnt sich zu warten und manchen Dingen auf den Grund zu gehen!
Ca. 42 Euro / PGV angemessen
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