Peter Vogel, Franken – 1901 Alter Fränkischer Satz trocken 2018

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Peter Vogel, Franken - 1901 Alter Fränkischer Satz trocken 2018Der Wein ist eine echte Rarität aus über 100 Jahre alten, wurzelechten Reben. Seiner Zeit gepflanzt im Rottendorfer Kehlberg. Entsprechend mit sehr engem Reihenabstand, sodass auch heute an eine maschinelle Bearbeitung nicht zu denken ist. Umso verwunderlicher, dass die Reben allen modernen Zeiten getrotzt haben und quasi auf Peter Vogel gewartet haben, der den Weinberg wieder auf Vordermann brachte.

Hierbei handelt es sich um einen Mischsatz. D.h. es wurden unterschiedliche Rebsorten gepflanzt und werden auch heute noch zusammen geerntet und verarbeitet. Früher konnte man bei der Methode sicherer sein, dass je nach Herausforderungen des Jahres zumindest ein Teil der Trauben gesund reif wurde und einen guten Wein ergab. Ampelographen haben folgende Rebsorten im Kehlberg identifiziert: Gelben, Roten und Blauen Silvaner, Roten Traminer, Elbling, Putzschere, Bukettrebe, Vogelfränkisch, Muskateller, Riesling und Müller-Thurgau.

Insofern war ich sehr gespannt, den Wein zu probieren:

Schöne, nussige und rauchig kräuterwürzige Nase. Dazu einen Hauch Waldmeister, Hefe, Grapefruit und Zitrusschalen.

Im Mund ebenfalls eher auf der rauchig kräuterwürzigen Seite. Schöne, saftig frische Citrussäure. Sonst kaum Frucht. Steinige Mineralität.

Mittellanger, aber leicht süßlicher Abgang, der etwas straffer ausfallen könnte.

Ein sehr guter und spannender Wein, der für mich aber etwas mehr Straffheit besitzen könnte. Am Ende ist das aber ein persönliches Problem. Objektiv gesehen bietet der Wein ein erstklassiges PGV. Der Wein wurde bereits Mitte 2021 verkostet.

Ca. 10,00 EUR / PGV günstig

2 Antworten

  1. Thomas Riedl

    Hallo Andreas,

    wenn Du kritisch schreibst: “Mittellanger, aber leicht süßlicher Abgang, der etwas straffer ausfallen könnte”, zeigt das m. E., dass Du das Prinzip des von Peter Vogel so im Familienbesitz vorgefundenen, 2.500 qm messenden Gemischten Satzes nicht verstanden hast.
    Gemischte Sätze werden gelesen, wenn die mengenmäßig dominierende Rebsorte reif ist. Das ist beim “1901” der Silvaner in drei Farbspielarten. Nicht gerade eine säurestarke Sorte, oder? Dafür körper- und extraktreich, zumal bei dem Alter und dem geringen Ertrag der Stöcke! Und wenn wir uns die anderen, von Dir ja genannten Sorten anschauen, dann sind mit Rotem Traminer und Müller-Thurgau (frühere Kompensation von Stockausfällen) zwei weitere eher säurearme Sorten dabei. Die Übrigen sind quantitativ zu gering gering vertreten, um Straffheit hineinzubringen.
    Solche alten Gemischten Sätze sind im wahren Sinne des Wortes im Weinberg entstandene Weine und die guten Winzer*innen sehen zu, im Keller das zu bewahren, was die Trauben aus dem Wengert mitbringen. Sie sind nicht “gemacht”.
    Erst Jahrgangsvertikalen, die aufgrund der Seltenheit der Weine schwer zusammenzustellen sind, offenbaren die Jahrgangsunterschiede. Und da fällt dann der eine oder andere Wein auch mal “straffer” aus.

    Peter Vogel ist übrigens der einzige Winzer mit wurzelechtem Gemischtem Satz, der mal mit Hilfe der Sektkellerei Höfer in Würzburg einen Schäumer daraus produziert hat: Den 2018 “Sickimicki”.

    Ansonsten lohnt es sich, Weine aus den wurzelechten, gemischten Sätzen im direkten Vergleich zu probieren. Diese sind qualitativ in den letzten Jahren deutlich besser geworden, was nach meiner Einschätzung auch viel mit dem vernetzenden Wirken des Weinbautechnikers Josef Engelhardt von der LWG Veitshöchheim zu tun hat, der die “Interessengemeinschaft Alter Fränkischer Satz” ins Leben gerufen hat.

    Önophile Grüße!

    • Andreas

      Danke für Dein Feedback. Wie ein gemischter Satz geerntet wird ist mir schon klar. Dass das Gesamtergebnis beim gemischten Satz etwas weniger gut zu steuern ist, logisch! Dennoch schmeckt der Wein wie er schmeckt und für mich würde er noch einen Hauch besser schmecken, wenn der Wein im Abgang weniger süßlich und straffer gewesen wäre. Ob das genau in diesem Jahr so umsetzbar gewesen wäre, kann nur der Winzer selbst beurteilen (egal ob beim gemischten Satz oder rebsortenreinen Weingarten). Genauso wie ich nicht weiß, was Peter Vogel hier für ideal hält, da ich leider nur den 2018er Jahrgang kenne. Das muss sich ja nicht mit dem von mir bevorzugtem Stil decken. Und: Silvaner ist definitiv eine meiner Lieblingsrebsorten. Da gibt es jede Menge straffe Weine mit ausreichend Säure (die ich ja auch positiv beschreibe), auch bei alten Reben. Ich denke in diesem Fall, dass das eben im warmen 2018 nicht viel anders möglich war. Vielleicht magst Du meine Notiz ja nochmal lesen: Ich betone, dass das ein sehr guter Wein ist und beschreibe ihn ja auch als ziemlich komplex. Insofern ist meine Kritik hier ja sowieso nur marginal. Viele Grüße Andreas

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