Die Hochheimer Hölle heißt nicht umsonst so. Höllisch warm wird es hier am nach Süden abfallenden Hang am Nordufer des Mains. Entsprechend kraftvoll sind stets auch die Weine aus der Lage. Gunter Künstler hat daher vielleicht gegenüber anderen Winzern mit kühleren Lagen bereits mehr Erfahrung, wie mit Riesling in heißen Jahren umgegangen werden sollte. Die Goldkapsel stand wohl im Hause Künstler in früheren Jahren für einen besonderen Wein aus bester Parzelle in einem besonders guten Jahr. Aktuell spielt das in der Klassifikation anscheinend keine Rolle mehr. Alle GG-Kapseln von Künstler leuchten goldig.
Insgesamt ist der Stil von Künstler aus meiner Sicht gemacht um zu reifen. Auf einer Raritätenverkostung vor Ort konnte ich mir aber mal ein ausführliches Bild über das Reifeverhalten der Weine machen. In jungen Jahren wirken die GG häufig sehr mächtig und opulent, die ersten Lagen manchmal etwas brav, mit Reife und Sekundär und Tertiäraromen werden die Weine spannender und wirken häufig nicht mehr so kraftvoll. Im Prinzip kann auch der 2013er noch liegen, hat sich aber bereits jetzt von einer sehr schönen Seite gezeigt:
Dunkel würzige, tabakige Nase mit süßen gelben und roten Früchten. Grünkräutrige Noten, Vanille und Karamell.
Im Mund dicht und fest mit kaubarer, kalkiger Mineralität, kräftige aber reife, mundwässernde Säure. Eher im Hintergrund reife, gelbe Früchte, auch wieder Vanille, kräutrige, grünpflanzliche Noten und eine Prise Salz. Ganz leichtes Bitterl am Gaumen.
Langer, schöner Abgang. Die tiefe Kräutrigkeit bleibt im Mund.
Das ist ein Wein mit Ego. Ein Wein der seinen Platz braucht. Dennoch ist er trotz Kraft und Wärme nicht zu opulent und bleibt mit festem, straighten Bau und tiefer Mineralität trinkig und fein.
Ca. 45 EUR / PGV angemessen
Schreibe einen Kommentar