Die Weine von Clemens Busch lernten wir auf der Jahrgangspräsentation 2015 auf der Marienburg das erste mal näher kennen.
Seit vielen Jahren wird bei Clemens Busch in Pünderich ökologischer Weinbau betrieben. Wer sich mit dem Winzer unterhält merkt schnell, dass er es mit einem Menschen zu tun hat, der konsequent und nachhaltig seine eigenen Vorstellungen eines guten Moselrieslings umsetzt. Harte Arbeit im Weinberg, gutes Timing, wenig Eingriff im Keller. Zudem lässt ein langes Hefelager hier – im Vergleich mit anderen Gütern der Mosel – eher kraftvolle Weine mit einer festen Struktur entstehen, bei denen die kräutrig, gewürzigen Noten deutlich gegenüber der Frucht im Vordergrund stehen.
Das ist individuell und am ehesten vielleicht noch vergleichbar mit dem weiter flussabwärts in Winningen produzierenden Weingut Heymann-Löwenstein, wobei mir die Weine von Clemens Busch eher kühler und gelegentlich auch herausfordernder erscheinen.
Eine weitere Besonderheit: Die Lage Marienburg bietet sehr unterschiedliche Böden mit drei verschiedenen dominierenden Schiefersorten: Blauem, grauem und rotem Schiefer, deren eigene Charakteristik jeweils in den einzelnen Weinen schmeckbar ist.
Auf jeden Fall sind diese Weine dazu gemacht zu reifen. Einige Weine von Clemens Busch brauchen einfach auch Zeit, um etwas jugendliche “Wildheit” abzulegen und harmonischer zu sein. Das zeigte sich auch beim letztjährigen Mythos Mosel, wo sich die 2014 Weine hervorragend gegenüber der Jahrgangspräsentation entwickelt hatten.
Dies veranlasste mich, mal zwei etwas reifere Flaschen eines GG zu erwerben. Meine Wahl fiel auf den Fahrlay, der auf einem Boden aus blauem Schiefer wächst.
Um das “Arschjahr” 2010 habe ich mir hier wenig Sorgen gemacht. Wäre auch vollkommen unbegründet gewesen:
Kühle, düstere und schieferwürzige Nase. Rauch, Tabak, Leder. Etwas gelbe Frucht und ganz wenig Honig. Fast wie ein gutes Parfüm.
Im Mund frische Zitrusnoten und getrocknete gelbe Früchte, jahrgangstypisch kräftige aber gut integrierte Säure, etwas grünes Holz, wieder Rauch und Tabak. Eine ganze Kräuterwiese, grüner Tee, ganz wenig Gemüse. Salz und Schiefer. Feste Struktur, leichtes Gerbstoffbitterl. Unheimlich viel Eleganz und Trinkfluss. Herausragender, sehr langer und saftig klarer Abgang. Die für die Mosel üppigen 13,5% Alkohol sind null zu schmecken.
Das ist überwältigend. Jung, komplex, null anstrengend, sondern von großer Eleganz. Für mich ein neuer Maßstab für trockene Große Gewächse von der Mosel. Besseres habe ich hier noch nicht getrunken.
Das einzig ärgerliche: Die zweite Flasche muss noch warten, da geht bestimmt noch etwas mehr mit weiterer Reife.
Ca. 30,00 EUR / PGV angemessen
Wer mehr von Clemens Busch erfahren möchte, dem sei das Interview im Podcast von Christoph Raffelt auf seinem Blog “Originalverkorkt” wärmstens zu empfehlen.
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