S. A. Prüm, Mosel – Ockfener Bockstein Riesling Spätlese 2016 – ein Wein vom Discounter 

Veröffentlicht in: Verkostung | 3

Update 20.03.2018: Hier ein paar allgemeine Gedanken zu deutschem Wein im Discounter und Lebensmitteleinzelhandel anlässlich der Einführung der Jauch Weine bei Aldi.


S. A. Prüm, Mosel - Ockfener Bockstein Riesling Spätlese 2016 - ein Wein vom Discounter ReduziertUpdate 23.12.2016: Es ging schneller als gedacht. Man konnte den Wein im örtlichen Aldi durch ein Fenster direkt von der angrenzenden Packstation im Regal sehen. Gestern war er dann weg. Heute bin ich dann dochmal in den Laden gegangen und es standen noch etwa 15 Flaschen zum reduzierten Preis an anderer Stelle im Laden. An der Weinqualität liegt es definitiv nicht, eher vielleicht an dem Image deutscher “Süßweine” und der daraus resultierenden Erklärbedürftigkeit – schade.

 

 


S. A. Prüm, Mosel - Ockfener Bockstein Riesling Spätlese 2016 - ein Wein vom Discounter 
S. A. Prüm, Mosel – Ockfener Bockstein Riesling Spätlese 2016 – ein Wein vom Discounter

VDP-Weine im Discounter? Längst ein üblicher Distributionskanal für einige Mitglieder des Verbands. Aber eher im Rahmen von Gutsweinen und nicht für Große Lagen. Insofern ist es schon bemerkenswert, dass aktuell eine Lagenspätlese von der Saar als Aktionsware bei Aldi Süd im Regal steht. Raimund Prüm arbeitet schon länger mit dem Discounter zusammen. Allerdings nicht mit seinem Weingut unter dem VDP Adler, sondern mit einer eigenen Marke, unter der ein Moselriesling im Aldi Standardsortiment angeboten wird. Auch der ist preislich deutlich über dem Aldischnitt angesiedelt, aber die 15,99 EUR für den “echten” Adlerwein sind dann schon eine Ansage. Im Aldi Preisgefüge sind wir damit noch über einem Brunello di Montalcino aus dem Angebotsprospekt der Folgewoche, der für schlanke 12,99 EUR zu haben ist.

Für mich ist das erstmal ein Fortschritt – deutscher Wein spielt bei den “Premium” Angeboten von Aldi sonst aus meiner Sicht bisher weniger eine Rolle. Und bei 15,99 EUR hätte ich erstmal auch kein schlechtes Gewissen, dass für den Winzer nichts übrig bleibt, auch wenn die genaue Kalkulation natürlich ein Geheimnis zwischen Prüm und Aldi bleibt.

Die wichtigste Frage ist für mich aber, ob der Wein nun auch schmeckt, daher habe ich heute mal einen Fläschchen in der örtlichen Filiale von “Feinkost Albrecht” erworben und gleich aufgeschraubt:

Süßliche Nase. Etwas roter, reifer Apfel, Birne, Zitrus und eine feine regionstypische Schiefermineralität.

Im Mund eine sehr frische, saftig herbe Säure die mit Zitrusnoten in Richtung Grapefruit tendiert. Dazu etwas gelbe Früchte aber auch rote Beeren sowie eine erdig, schiefrige Mineralität. Ein Hauch grüner Tee und Kräuterwürze. Die Süße ist angenehm zurückhaltend eingestellt.

Guter mittellanger Abgang.

Das passt für mich schon alles gut zusammen. Meinen Plan, die Flasche über zwei Tage zu verkosten, habe ich jedenfalls aufgegeben. Sie leert sich zu schnell. Mir gefällt die straffe Abstimmung und die recht kräftige Säure. Ob ein durchschnittlicher Aldi-Lieblich-Käufer sich damit so leicht tut oder ob der Kauf des Premium – Lieblich – Weins dann unterm Weihnachtsbaum zu einer herben Überraschung wird, bleibt offen. Der große Nachteil des Kaufs im Discounter ist schließlich die fehlende Beratung. Genauso bleibt die Frage, ob das Experiment “teurer” deutscher Wein überhaupt funktioniert oder die liegen gebliebenen Bestände im Januar mit kräftigen Abschlägen verramscht werden müssen.

Wer die schlanke, feine Stilistik klassischer Mosel- und Saarspätlesen mag, darf aus meiner Sicht aber gern zugreifen. Natürlich gibt es tiefere und vielschichtigere Spätlesen – auch aus dem Bockstein – , aber auch deutlich banalere Versionen dieses Weintyps. Und wie immer haben natürlich auch die Kritiker recht, die sagen, man fände auch gute Spätlesen für kleineres Geld direkt beim Winzer und die, die unterm Weihnachtsbaum lieber eine reife, sorgsam gelagerte Spitzenspätlese aufmachen.

Achja, ein kleines Detail noch: die AP Nr. des Weins endet auf 06 17 und ist damit nicht identisch mit der ab Hof verkauften Version der Bockstein Spätlese (07 17). Es ist daher schon davon auszugehen, dass es sich hierbei zumindest um eine etwas abweichende Fass-Selektion, ggf. auch um einen ganz separat ausgebauten Wein handelt.

3 Antworten

    • kleiner_pirat

      Hallo Katja, Danke für die Info! – Das ist eine Katastrophe – war aber abzusehen – Aldi fackelt da nicht lang, wusste Prüm bestimmt auch schon beim Abschluss des Deals.

  1. Wein im Discounter oder Lebensmitteleinzelhandel - warum es so wenig Qualität gibt und was kann Günther Jauch daran ändern? - Wege zum Wein - Deutsche Weine und europäische Weine

    […] In der folgenden Tabelle habe ich noch einige Beispiele zusammengestellt, die zeigen sollen, dass ein breites und einheitliches Weinangebot qualitativ hochwertiger deutscher Weine in allen Filialen von Aldi, Lidl, Rewe oder Edeka ohne eine deutliche Beschleunigung der Konsolidierung auf der Erzeugerseite (die wird kommen) nur in wenigen Fällen oder bei Exklusivkooperationen möglich ist. Viele potentielle zusätzliche Einsteiger mit ausreichend Menge sehe ich jedenfalls eher nicht. Spannend auch der Connect zu der einmalig im Weihnachtsgeschäft bei Aldi Süd angebotenen 2016er Ockfener Bockstein Riesling Spätlese (VDP Große Lage) von S. A. Prüm. […]

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