Hammel & Cie., Pfalz – Kirchheimer Scheurebe trocken 2016 oder: Warum es schwierig ist, eine Verkostungsnotiz eines “Hammelweins” zu schreiben 

Veröffentlicht in: Verkostung, Wege und Ziele | 4

Keller, Keller, Prüm, Hammel und wieder von vorn – das ist in etwa die Reihenfolge, in der Weinbilder in manchen Social Media Gruppen gepostet werden – gefühlt zumindest. Die Kommentare dazu Social Media üblich eher kurz. Bei den ersten Gütern eher feierlich und ehrfürchtig, beim Hammel dann eher einen idealen Trinkfluss beschreibend – schon wieder leer!

Das muss ein Wunderwein sein, den Christoph Hammel in Kirchheim in der Nordpfalz produziert, sofern er nicht Facebookkommentare im Romanumfang – Social Media unüblich –  in sein Smartphone tippt.

Kaffee gibt’s immer bei Christoph Hammel

Ende April nutzte ich die modernen Medien dann für eine Terminabsprache, um mir das Ganze mal vor Ort kurz anzuschauen. Aus kurz wurde eine ausführliche, fast zweistündige und spannende Betriebsführung. Garniert mit allerlei äußerst kurzweilig von Christoph erzählten Geschichten aus Gegenwart und Vergangenheit des Traditionsweinguts.

Klar war danach, dass Christoph das Weingut mit viel Herzblut führt und er einen genauen Plan hat. Insgesamt für sein Weingut und für jeden einzelnen seiner Weine. Seine Weine sind so, weil sie so sein sollen. Punkt.

Eigentlich wäre jetzt probieren angesagt gewesen. Daraus wurde aber nichts. Zum einen, weil die avisierte “kleine” Kellerführung zu einer großen mutierte und die Zeit knapp war und zum anderen, weil Christoph es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren konnte, jemandem Hammelwein auszuschenken, der zu diesem Zeitpunkt noch Mitglied einer Facebookgruppe mit dem Namen “Hammellos glücklich” war. – Ein Ehrenmann!

So gab es Kaffee und ein individuell zusammengestelltes Weinpaket für zuhause.

Das ist das kleine Hammelpaket nach der kleinen Kellerführung

 

Nun nach einigen Wochen, nach meinem Austritt aus “Hammellos glücklich” und einigen Hammelweinen ist mir so Einiges klar:

1. Frucht ist trumpf

2. Es geht auch ohne quietschen

3. Die Weine zischen wie Appelsaft und zwar so schnell, dass sie leer sind, bevor man auf die Idee kommt, eine Verkostungsnotiz zu schreiben.

Bisher haben, neben der Scheurebe, der 2015er Sauvignon Blanc Halbstück, der 2015er Riesling Gegengerade, der 2015er Grüner Veltliner Großes Holz und der 2016er Hammelpunk meinen Keller wieder verlassen und wurden verkostungsnotizenlos genossen. Und das mit großem Spaß.

Während der Kellerführung hatte Christoph Hammel das Weinmachen mit dem Kochen verglichen und gesagt, dass er für jede Fuhre Trauben im Keller bereits einen Plan hat, wie der Wein hieraus schmecken soll und er dann im Rahmen der Möglichkeiten ein Rezept zusammenstellt, um das Ziel zu erreichen. Mit meiner bisherigen Hammelerfahrung kann ich diese Aussage nachvollziehen. Jeder Wein steht für sich. Keine Frage, warum der Winzer das nun so gemacht hat, sondern Wissen, dass er es so gemacht hat, weil es genau so sehr gut schmeckt. Und alle Weine haben sehr gut geschmeckt. Die Rezepte jeweils fein abgestimmt, immer steht die Frucht im Vordergrund, aber keine künstliche Quietschfrucht. Nie plakativ, nie kompliziert. Nie erklärungsbedürftig und immer rebsortentypisch. Kein Chichi. Trinkfluss ohne Ende.

Christophs Weine sind ein Maßstab für Easy-Drinking und jeden Euro (es sind nicht viele Euros) mehr als wert. Hut ab!

Achja da war ja noch was: hier die Verkostungsnotiz zur Scheurebe – die übrigens schon wieder leer ist.

Würzige Nase mit schwarzer Johannisbeere, Stachelbeere, etwas Apfel und gelben Früchten. Florale Noten. Klar sortentypisch, kräftig aber nicht plakativ oder künstlich.

Im Mund sehr frisch durch schöne Säure und leichte Kohlensäure. Beschäftigt die ganze Zunge. Aromatisch wieder schwarze Johannisbeere, Erdbeere, Pfirsich, begleitet von einer zarten kräutrigen Würzigkeit. Die Frucht im Vordergrund – wieder null plakativ. Das gilt auch für die ganz feine Süße. Sie stützt die Frucht, bleibt aber zart. Der Wein schmeckt trocken und bleibt auch im Abgang wunderbar frisch.

Ca. 6,90 EUR / PGV angemessen bis günstig

4 Antworten

  1. Andreas K

    da möchte man doch ein Schluck abhaben! Ich zähle noch 7 Flaschen in Deinem Keller, da sollte sich doch was machen lassen! 🙂

    • kleiner_pirat

      Eiskalt kombiniert. Welches Kantinengericht geht zu Rosé halbtrocken?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert