Das Churfranken-Genussfestival 2018 in Kloster Bronnbach

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Das diesjährige Churfranken-Genussfestival war quasi im Ausland zu Gast. Die Veranstaltung fand weder in Churfranken, noch in Franken statt, sondern in Baden-Württemberg. Dennoc bedeutet das keine allzu langen Wege – ist der Main doch östlich von Bürgstadt die Grenze zwischen beiden Bundesländern.

Umso schöner dann die Location selbst im „lieblichen Taubertal“. Kloster Bronnbach liegt kurz hinter Wertheim im engen Tal der Tauber. 1151 gegründet, mit vielen über die Jahrhunderte entstandenen Veränderungen und Ergänzungen bis heute erhalten und hervorragend renoviert, stellt es einen wunderbaren Rahmen für die Veranstaltung dar.

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Das Genussfestival gliedert sich quasi in 3 Bereiche: Die Weinprobe der Winzer, die weiteren Genussstände von Gemüse über Käse und Wurst bis hin zu Whiskey und Obstbränden und die Gastronomie, die die Ausstellung mit leckeren Gerichten begleitet.

Wie jedes Jahr lag unser Fokus natürlich auf der Verkostung der Weine, so dass für die anderen kulinarischen Genüsse nicht wirklich viel Zeit blieb.

Auch dieses Mal war die Verkostung nach Orten gegliedert – teilweise waren die Orte durch Gemeinschaftsstände der Winzervereine, teilweise durch Stände von einzelnen Winzern vertreten.

Leider waren in diesem Jahr insgesamt weniger Winzer vertreten als im letzten Jahr. Die Gäste aus der „Alzenauer Weinregion“ fehlten, auch aus Rück war kein Winzer anwesend. Sehr schade!

Die anwesenden Winzer hatten aber wieder hervorragende Weine am Start. Schön, dass noch nicht allzu viele 2017er Weine dabei waren, die zum jetzigen Zeitpunkt – sofern überhaupt schon gefüllt – oft noch schwer zu beurteilen sind.

Wie in meinen Berichten zu den Vorjahren auch dieses Mal meine Empfehlungen nach Orten:

Bürgstadt

Das Weingut Josef Walter zeigt einen schönen 2017 Bürgstadter Centgrafenberg Silvaner und den feinen, jungen 2013er Bürgstadter Centgrafenberg Frühburgunder „J“ – hier gibt es nur wenige Winzer, die diese Rebsorte auf einem ähnlich hohen Niveau ausbauen. Jedem sei empfohlen, mal vor Ort nach dem einen oder anderen reiferen Früh- oder Spätburgunder zu fragen.

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Vom Weingut Stich gibt es zwei besondere Empfehlungen: den 2016er Bürgstadter Riesling Kabinett trocken mit frischer Säure, feiner Frucht und Kräutrigkeit und den 2015er Bürgstadter Centgrafenberg Silvaner Großes Holz trocken, der mit angenehm moderatem Alkohol und gutem Holzeinsatz dennoch kraftvoll ist und einen guten Essensbegleiter darstellt. In der Kategorie „Silvaner mit Holz“ muss er sich heute nur knapp einem Kollegen aus Klingenberg geschlagen geben. (s.u.)

Top-Wein beim Weingut Neuberger war der feine 2014er Bürgstadter Hundsrück Spätburgunder trocken – und das obwohl 2014 in der Region beim Spätburgunder durchaus herausfordernd war.

Das biozertifizierte Weingut Hench bringt Jahr für Jahr sehr schöne Weine mit auf das Festival. In diesem Jahr haben mir die Rotweine besonders gut gefallen. Der 2015er Bürgstadter Centgrafenberg Frühburgunder trocken hat eine feste Tanninstruktur und eine schöne Sauerkirschfrucht. Der 2015er Bürgstadter Centgrafenberg Spätburgunder „R“ trocken ist kraftvoll, extrem würzig und vielschichtig. Beide Weine sollten aber noch einige Zeit reifen.

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Dass Rudolf Fürst als Bürgstadter Platzhirsch ebenfalls Hervorragendes dabei hatte, war vorauszusehen. Einige 2015er Rotweine konnte ich schon im letzten Jahr probieren und war begeistert, da es auch in dem warmen Jahr gelungen war, den extrem feinen und eleganten Stil des Hauses fort zu führen. Daher sind sowohl der 2015er Bürgstadter Spätburgunder trocken als auch der 2015er Bürgstadter Centgrafenberg Frühburgunder „R“ trocken echte Empfehlungen.

Der 2017er Bürgstadter Riesling trocken gibt einen kleinen Einblick, was dieser Jahrgang bringen könnte. Der Wein hat durchaus Kraft und eine schöne Frucht – ich glaube, dass Franken 2017 wirklich gut und wieder etwas kraftvoller als 2016 werden wird, auch wenn die Menge aufgrund des Spätfrosts im Frühjahr hier und da gering ausfallen wird. Das 2016er Bürgstadter Centgrafenberg Riesling GG war der Beste Riesling des Tages – überraschend? Nein, natürlich nicht.

Erlenbach

Das Motto des Weinguts Waigand heißt „Buntsandstein-Burgunder-Begeisterung“. Dementsprechend hatte die kürzlich als eine der besten Jungwinzerinnen Deutschlands ausgezeichnete Verena Waigand einige rote und weiße Burgunder dabei. Bei den weißen Burgundern ist der spontan vergorene 2015er Erlenbacher Hochberg „Felsenröder“ Weißer Burgunder trocken vorn. Sehr dicht und vielschichtig, mit gutem Holzeinsatz. Ein kleiner Kraftprotz. Der 2013er Erlenbacher Hochberg Spätburgunder „S“ ist elegant, würzig und rauchig und der 2012er Erlenbacher Hochberg Spätburgunder Barrique Spätlese trocken zeigt sich zurzeit schön trinkreif, kraftvoll und begleitet einen Gang mit kurzgebratenem rotem Fleisch sicher hervorragend.

 

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Für mich neu ist der Name Philip Bernard in der Erlenbacher „Weinszene“, der etwa 1ha im Klingenberger Schlossberg bewirtschaftet. Die 2015er und 2016er Spätburgunder zeigen eine moderne Handschrift, werden unfiltriert abgefüllt und müssen reifen. Favorit war für mich der 2016er Klingenberger Schlossberg Spätburgunder Spätlese trocken. Ich könnte mir vorstellen, dass wir von Philip in den nächsten Jahren das eine oder andere hören werden.

Großheubach

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Achim Zöller stellte einen Wein vor, den er als „Männerwein“ bezeichnet. Der 2015er Riesling Tradition trocken hat ganze 11g Säure und ist in einem Barrique ausgebaut worden. Die Kraft, die der Jahrgang 2015 liefert, die Säure und das Holz gehen aus meiner Sicht hier eine tolle Symbiose ein, die einen extrem saftigen Wein mit toller Frucht und Tiefe hervorbringt, der sicher nicht nur „Männern“ schmeckt. Der 2015er Zweigelt trocken ist schön weich und fein würzig und damit vielen eher ruppigen oder erdigen Vertretern diese Rebsorte aus den heimatlichen österreichischen Gefilden überlegen.

Meine Lieblinge des Jahrgangs 2016 bei Kremers Winzerhof waren die Silvaner. Der 2016er Großheubacher Bischofsberg Silvaner Kabinett trocken hat auch am Wochenende mit seiner Feinheit und Mineralität überzeugt. Seine Geschichte und insbesondere die seines ungleichen Bruders ist hier zu finden.

Bei den gezeigten Weinen der „First“ Reihe gefällt uns der 2016er Großheubacher Bischofsberg Riesling First trocken am besten.

Den 2014er Großheubacher Bischofsberg Pinot Noir Reserve Barrique trocken konnte man schon auf dem letzten Genussfestival kosten. Wer das getan hat, wird so wie ich vielleicht überrascht gewesen sein, wie gut Reife einem hochwertigen Spätburgunder tut. Aktuell präsentiert er sich eher kühl und frisch, ist mittlerweile aber dazu schön elegant geworden und besitzt eine feine Frucht und schöne Würze.

Großostheim

Das Weingut Lutz hat wie im letzten Jahr auch eine sehr schlüssige Kollektion fruchtiger, spritziger Weine für Brotzeit, Terrasse und Häcke vorgestellt und bleibt daher mein Häcker-Tipp.

Klingenberg

Bastian Hamdorf, der ehemalige Kellermeister von Fürst Löwenstein hat sich mit seinen ersten Jahrgängen schnell einen echten Namen in Klingenberg gemacht. Sein Weingut befindet sich zurzeit in der Umstellungsphase zum ökologischen Weinbau. Der 2015er Sylvaner ist eindrucksvoll. Der Wein wird nach einer Maischestandzeit im Tonneau-Fass ausgebaut. Der Wein hat eine komplexe Aromatik und benötigt noch Zeit – wie alle Weine von Bastian Hamdorf.

Ebenfalls biologisch arbeitet seit langem das Weingut Anja Stritzinger. Mit dem 2017er Klingenberger Schlossberg Riesling Kabinett trocken hatte sie einen feinen und knackigen, sehr empfehlenswerten Riesling dabei.

Kreuzwertheim

Die Alte Grafschaft ist regelmäßig Gast in Churfranken. Die Weine selbst werden im Kreuzwertheimer Kaffelstein und damit im fränkischen Weinbaubereich „Main Himmelreich“ und im Reicholzheimer Satzenberg sowie in Lindelbach im badischen Weinbaugebiet „Tauberfranken“ angebaut.

Einen schönen Einblick in den 2017er Jahrgang bietet der 2017er Wertheimer Silvaner trocken mit seiner typischen Frucht nach Birne und Quitte und der schönen Würze.

Hervorragend der 2015er Kreuzwertheimer Kaffelstein Spätburgunder trocken.

Reicholzheim

Zu Gast war auch der Lokalmatador: Das Weingut Schlör aus Reicholzheim. Sehr fein hier insbesondere der 2016er Reicholzheimer Oberer First Weißburgunder GG (viel zu jung).

Ein Musterbeispiel für die Rebsorte ist der 2016er Reicholzheimer Schwarzriesling trocken. Es gibt nicht viele Winzer, die es schaffen, aus dieser Rebsorte ernsthafte Rotweine mit entsprechender Tiefe zu produzieren. Schlör ist einer von ihnen.

Der 2017er Reicholzheimer First Riesling trocken zeigt zum Schluss wieder schön, dass der 2017er Jahrgang in Franken wieder einen kleinen Tick kraftvoller und vor allem dichter auszufallen scheint als 2016.

Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen in 2019.

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